Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation
Entwicklung einer Leitlinie zur Erstellung evidenzbasierter Gesundheitsinformationen
Leitlinien sind wesentliche Instrumente zur Förderung der Qualität medizinischer Versorgung. Sie enthalten klare Handlungsempfehlungen und unterstützen somit die Anwenderinnen und Anwender in Entscheidungsprozessen. Auch evidenzbasierte Gesundheitsinformationen (EBGI) zielen auf die Verbesserung der Versorgung ab. Sie sind eine Voraussetzung für informierte Entscheidungen. Bürgerinnen und Bürger wollen mehr und vor allem glaubwürdigere Informationen und eine größere Beteiligung an der Entscheidungsfindung. Das Recht von Patientinnen und Patienten auf evidenzbasierte Informationen begründet sich zudem aus einem ethischen und rechtlichen Anspruch heraus. Bisher gibt es nur wenige qualitativ hochwertige, unabhängige Gesundheitsinformationen.
Ziel: Das Projekt Entwicklung einer Leitlinie zur Erstellung evidenzbasierter Gesundheitsinformationen will dazu beitragen, die Qualität von Gesundheitsinformationen zu verbessern.
Beschreibung:
Methodisches Vorgehen:
Der methodischen Planung der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation lagen das Leitlinien Manual von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften (AWMF) und ÄZQ zur Entwicklung von S3 Leitlinien, das Guideline Developer’s Handbook des Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN) und das Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation (AGREE) II Instrument zugrunde. Zum anderen wurden Reformansätze für die Entwicklung von Leitlinien berücksichtigt, die das Ziel haben, Bias in Leitlinien weiter zu reduzieren. Für die Bewertung der Evidenz und der Einstufung der Empfehlungen wurde das Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation (GRADE) Verfahren zugrunde gelegt.
Die Leitlinien Entwicklungsgruppe setzte sich aus einer heterogenen Gruppe von Erstellerinnen und Erstellern von Gesundheitsinformationen zusammen. Die Koordinierungsgruppe umfasste Methodikerinnen aus dem Bereich der evidenzbasierten Medizin der Universitäten Hamburg und Halle-Wittenberg. Patienten- und Verbrauchervertreterinnen und Vertreter wurden direkt in den Prozess der Leitlinienerstellung einbezogen.
Recherche, Auswahl und kritische Bewertung der Evidenz:
Schlüsselfragen zu Inhalten, Darstellungen und zu dem Erstellungsprozess von Gesundheitsinformationen wurden durch die LEG Fragen-geleitet formuliert und konsentiert. Aufbauend auf die Schlüsselfragen wurden systematische Literaturrecherchen durchgeführt. Die Evidenz zu den Fragestellungen wurde in Evidenztabellen dargestellt, die auch eine detaillierte Qualitätsbewertung nach GRADE beinhalten. Auf Grundlage der Evidenz wurden Empfehlungen vorbereitet. Die Empfehlungen wurden durch die Mitglieder der LEG diskutiert und konsentiert.
Konsultation und Verabschiedung:
Nach Erstellung der Empfehlungen und Texte wurde eine öffentliche Konsultationsphase der Leitlinie eröffnet. Im Anschluss an die Konsultationsphase wurde die Leitlinie überarbeitet und abschließend am 13.02.2017 konsentiert.
Die Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation und der Leitlinienreport wurden am 28.3.2017 dem Vorstand des Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) vorgelegt und akzeptiert.
Ausblick:
Die Implementierung der Leitlinie erfolgt mit einem Schulungsprogramm unter wissenschaftlicher Begleitung.
Das insgesamt fünftägige Schulungsprogramm beinhaltet zwei Module. Das erste Modul, ein EbM Trainingsmodul, umfasst fünf Teilmodule zu Methoden der evidenzbasierten Medizin (Kohortenstudien und randomisiert-kontrollierte Studien, Fragestellung und Literaturrecherche, systematische Übersichtsarbeiten, diagnostische Tests und evidenzbasierte Gesundheitsinformation). Das zweite Modul beinhaltet die Nutzung der Leitlinie.
Es ist vorgesehen, die Wirksamkeit der Leitlinie und des Schulungsprogramms in einer randomisiert-kontrollierten Studie zu überprüfen. Erhoben werden soll der Grad der Umsetzung der Leitlinienempfehlungen. Vorab erfolgen Pilottestungen in der Zielgruppe der Erstellerinnen und Ersteller von Gesundheitsinformationen. In den Pilotierungen wird das Schulungsprogramm auf Verständlichkeit, Machbarkeit und Akzeptanz überprüft und ggf. optimiert. Zusätzlich wird der Bedarf an ergänzenden Materialien zur besseren Nutzbarkeit der Leitlinie (z.B. Online-Glossar, Zusammenfassung der Empfehlungen, Kurzleitfaden systematische Literaturrecherche) ermittelt.
Projektleitung: Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg
Projektzeitraum: 01.06.2010 – 28.03.2017
Förderung: Das Wissenschaftliche Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) hat die Kosten für Sachmittel übernommen.
Website: http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de/
Publikationen:
· Lühnen J, Albrecht M, Mühlhauser I, Steckelberg A. Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation. Hamburg 2017; http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de/.(Zugriff am 25.08.2017)
· Lühnen J, Albrecht M, Mühlhauser I, Steckelberg A. Leitlinienreport zur „Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation“. Hamburg 2017; http://www.leitlinie-gesundheitsinformation.de/.(Zugriff am 25.08.2017)
· Lühnen J, Albrecht M, Hanßen K, Hildebrandt J, Steckelberg A (2015): Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation: Einblick in die Methodik der Entwicklung und Implementierung. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes109:159-65
Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. phil Anke Steckelberg
Anke.Steckelberg@medizin.uni-halle.de(anke.steckelberg"AT"uk-halle.de)
Tel: +49 (0) 345 557-1220