Aufklärungsbögen
Aufklärungsbögen zur Einwilligung in medizinische Maßnahmen: Umfassend? Verständlich?
Transparent?
Vor einer medizinischen Maßnahme müssen Patientinnen und Patienten in einem persönlichen
Gespräch umfassend und verständlich über die Maßnahme, Nutzen und Schaden sowie mögliche
Alternativen aufgeklärt werden, um eine informierte Entscheidung für oder gegen die Einwilligung in die Maßnahme treffen zu können. Aufklärungsbögen dienen dabei der Dokumentation des
Gesprächs und der rechtlichen Absicherung, aber auch als Informations- und Gesprächsgrundlage.
Ziele dieses Projektes waren 1) die systematische Übersicht über die international verfügbare Evidenz zur Qualität und Wirksamkeit von Aufklärungsbögen und 2) eine Analyse in Deutschland verwendeter Aufklärungsbögen hinsichtlich entscheidungsrelevanter Inhalte und verständlicher Formate.
Beschreibung: Ein Studienprotokoll wurde erstellt und ist seit dem 15.02.2016 online verfügbar.
Teil 1: Es wurden systematische Recherchen in relevanten Datenbanken durchgeführt. Gesucht wurde nach Studien, welche die Wirksamkeit oder Qualität von Aufklärungsbögen untersucht haben.
Hierbei wurden verschiedenen Studiendesigns berücksichtigt, insbesondere Inhaltanalysen von
standardisierten Aufklärungsbögen. Die Datensynthese erfolgte deskriptiv aufgrund der Heterogenität der eingeschlossenen Arbeiten.
Zur Datenextraktion wurden study fact sheets (SFS) zu allen eingeschlossenen Arbeiten erstellt:
SFS_Bottrell_2000_PDF
SFS_Briguglio_1995_PDF
SFS_Brown_2003_PDF
SFS_Cattapan_2016_PDF
SFS_Durfy_1998_PDF
SFS_Eisenstaedt_1993_PDF
SFS_Ezeome_2011_PDF
SFS_Gargoum_2014_PDF
SFS_Glick_2010_PDF
SFS_Hopper_1993_PDF
SFS_Krahn_2016_PDF
SFS_Montgomery_1995_PDF
SFS_Shaz_2009_PDF
SFS_Vucemilo_2015_PDF
Teil 2: Es wurden exemplarisch zehn medizinische Maßnahmen ausgewählt: Koloskopie, Mastektomie bei Brustkrebs, Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG), Cholezystektomie, Totale Endoprothese des Kniegelenkes (Knie-TEP), Bandscheibenprothese, Perkutane Koronarintervention (PCI),
Endovaskuläre Stentprothese beim abdominalen Aortenaneurysma, Tonsillektomie und Kaiserschnitt.
Zu diesen Themen wurde deutschlandweit bei Verlagen und bei Hamburger Praxen / Kliniken nach entsprechenden Aufklärungsbögen gefragt.
Die Bewertungskriterien wurden aus aktuellen Leitlinien für evidenzbasierte Gesundheitsinformationen abgeleitet. Aus diesen Kriterien wurde ein Bewertungsbogen mit 15 Items zu Metainformationen, Inhalten und Darstellungsformen erstellt, wobei die Inhalte nicht auf Vollständigkeit oder fachliche Richtigkeit überprüft wurden. Die Ergebnisdarstellung erfolgt deskriptiv.
Ausblick: Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Konzepts, welches sicherstellt, dass der rechtliche und ethische Anspruch von Patientinnen und Patienten auf umfassende und verständliche Informationen sowie informierte Entscheidungen umgesetzt werden kann.
In diesem Konzept muss auch die Rolle des Aufklärungsbogens neu definiert werden. Die Definition wird davon abhängen, wie „Aufklärung“ verstanden wird, als Prozess, der über den Austausch von
Informationen zu einer informierten Entscheidung führt oder als formaler Akt, der nach einer informierten Entscheidung stattfindet. Es wird auch zu klären sein, welche strukturellen Veränderungen notwendig sind.
Nächstes Ziel ist der Aufbau einer interdisziplinären Arbeitsgruppe und die Exploration von Aufklärungsprozessen und bestehender Strukturen, um ein Konzept für einen informierten Aufklärungs-
prozess zu entwickeln.
Projektzeitraum: seit 01.02.2016
Förderung: keine
Publikationen:
· Lühnen J, Mühlhauser I, Steckelberg A (2017): Do consent forms support informed decisions? 9th International Shared Decision Making Conference, Lyon, France (2.7.2017-5.7.2017).
· Lühnen J, Mühlhauser I, Steckelberg A (2017): Aufklärungsbögen: Umfassend? Verständlich? Transparent? 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. - Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. German Medical Science GMS Publishing House Doc17ebmV33.
Ansprechpartnerin:
Julia.Luehnen@uni-hamburg.de(julia.luehnen"AT"uni-hamburg.de)
Tel: +49 40 42838 7224